Lepra-Programm in Mato Grosso

Lepra ist auch noch im 21. Jahrhundert ein Gesundheitsproblem in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern, obwohl das häufig von den Regierungen verharmlost oder gar verheimlicht wird.
105 Länder berichteten im Jahre 2011 von neuen Leprafällen, wobei 18 Länder 94% aller Leprafälle registrierten. Indien führte die Liste der Länder mit 127.295 neuen Leprafällen an, gefolgt von Brasilien mit 33.955 neuen Leprafällen.
Beide sind Schwellenländer, wobei Brasilien als ein wirtschaftlich aufstrebendes Land doch noch erhebliche soziale Probleme hat:
Die offizielle Werbung der brasilianischen Regierung:“Brasilien ein reiches Land ohne Armut” entspricht nicht der Realität. Eine Studie von Oxfam zeigt, dass Brasilien weiterhin die ungerechteste Verteilungsstruktur weltweit hat. Jedoch würdigt sie die Anstrengungen der brasilianischen Regierung im Kampf gegen die Armut und zitiert, dass zwischen 1999 und 2009 mehr als 12 Millionen Brasilianer aus der extremen Armut herausgeholt wurden.
16 Millionen Brasilianer, d.s. 8,5%, leben in extremer Armut mit weniger als 2 Reais (d.s. 0,87 €) am Tag. 5 Millionen haben kein Einkommen. Fast 60% der extrem armen Bevölkerung lebt im Nordosten, wobei der Staat Maranhão mit 24% der Bevölkerung in extremer Armut Rekordzahlen aufweist. Im internationalen Vergleich steht Brasilien an 84. Stelle, rühmt sich aber, die 6. Wirtschaftsnation der Welt zu sein.
Brasilien will in vier Jahren die extreme Armut ausrotten (schön wäre es !!!).
Ein großes Problem ist die Versorgung der Bevölkerung mit Sanitäranlagen. Nur 50% der Bevölkerung haben eine Wasser- und Abwasserversorgung. Nur 29% des Abwassers wird behandelt, 21% haben keine Trinkwasserversorgung.
14 Millionen Brasilianer sind laut offiziellen Angaben Analphabeten, wobei die Zahl in Wirklichkeit um einiges höher sein dürfte. 730.000 Kinder und Heranwachsende im Alter von 6 bis 14 Jahren haben keinen Schulplatz und 3,8 Millionen im Alter von 4 - 17 Jahren. 83% der Jugendlichen im Alter von 15 - 17 Jahren sind nicht in der Schule oder Ausbildung.
Brasilien macht auch weiterhin Schlagzeilen, was die Gewalt und das organisierte Verbrechen betrifft. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der mexikanischen NGO “Conselho Cidadao para Segurança Publica e Justiça Penal” zeigt Brasilien in führender Position mit der höchsten Zahl von Städten mit hoher Kriminalität und Gewalt. 14 von 50 Städten befinden sich in Brasilien.
Die Landeshauptstadt Maceió von Alagoas hat mit 136/10.000 die höchste Mordrate. Manaus rangiert mit 51/100.000 an 5. Stelle, São Luis in Maranhão mit 50/100.000 an 6. Stelle und Cuiabá mit 48 von 100.000 an 8. Stelle. Mehr als 50.000 Menschen werden jährlich in Brasilien ermordet. Die Sicherheitslage hat sich verschärft und bewachte Wohnanlagen, Hochhäuser und private Sicherheitsfirmen haben Hochkonjunktur. Verantwortlich dafür ist zum Teil auch die korrupte Justiz und Polizei, die von korrupten Politkern legitimiert werden. Man kann sagen, dass der Drogenhandel große Teile Brasiliens regiert.
Auch der Bundesstaat Mato Grosso hat trotz seines Agrarpotentials erhebliche soziale Probleme. Man spricht von 30% der Bevölkerung, die in extremer Armut leben und fast 20% Analphabeten. Mato Grosso führt die Leprastatistik Brasiliens mit 2.600 Neuerkrankungen jährlich an.
Die Stadt Rondonópolis mit einem seit 1980 gut organisierten Lepraprogramm konnte die Zahl der Neuerkrankungen von 200 Leprafällen jährlich kaum reduzieren und hat nach WHO-Kriterien eine extrem hohe Leprarate. Seit 1980 wurden mehr als 6.000 Leprakranke in der Stadt registriert und behandelt.
Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) ist seit 1979 in Rondonópolis und Mato Grosso tätig, hat mehr als 80.000 Leprakranke regisriert und im Bundesstaat behandelt. In den letzten Jahren investierte die DAHW jährlich ca. 120.000 € in den Bundesstaat im Kampf gegen Lepra. Rondonópolis ist ein strategisch wichtiger Ort, weil dort die Lepraarbeit der DAHW begann und bis heute ein sehr gutes Leprateam tätig ist.
Für 2013 plant die DAHW eine Unterstützung in Mato Grosso von R$ 230.000 (ca. 100.000 €).
23 Städte werden durch einen Kooperationsvertrag direkt unterstützt. Durch weitere Aktivitäten für die Ausbildung von medizinischem Personal werden zusätzlich 50 Städte begünstigt.