Leprahilfe

Untersuchung eines leprakranken Mädchens in Rondonopolis
Untersuchung eines leprakranken Mädchens in Rondonopolis

Lepra ist auch im 21. Jahrhundert noch eine aktuelle Krankheit, die weltweit in 120 Ländern auftritt und jährlich 200.000 neue Fälle zählt. Dabei ist Brasilien nach Indien das Land, in dem am meisten neue Fälle gezählt werden. Über die Krankheit und ihre Symptome wissen die meisten Menschen wenig, was oft zu Vorurteilen und sogar Fehldiagnosen führt. Meist treten an der Haut zunächst dunkle Flecken auf. Erst später entwickeln sich daraus taube Stellen oder auch Blasen. In ganz gravierenden Fällen können die Nerven so stark beschädigt sein, dass es zu einer Krallenhand oder sogar zur Amputation kommen kann. Lepra ist eine Krankheit am Nervensystem, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Schwierig bei der Eindämmung ist die lange Inkubationszeit. Nach Ansteckung kann es bis zu zwei Jahrzehnte dauern, bis die Person erste Symptome zeigt. Jedoch ist sie während der gesamten Zeit schon ansteckend. 

KoBra arbeitet bei der Lepra (und Tuberkulose)-Hilfe gemeinsam mit dem DAHW und der Brasilienhilfe, Manfred Göbel e. V. Denn erfreulicherweise ist Lepra behandelbar, und bereits nach der ersten Medikamenteneinnahme ist die Ansteckungsgefahr minimiert. Allerdings ist das Medikament nur gut verträglich bei ausreichender Ernährung. Unzureichende Ernährung ist ein häufiger Grund für den Abbruch der Behandlung. Deshalb versorgt KoBra Menschen in Behandlung mit Lebensmittelkörben. Zusätzlich zur langen Inkubationszeit sind die Unwissenheit und die Vorurteile dadurch Hauptgründe für die Schwierigkeit bei der Ausrottung von Lepra. Die Unwissenheit beim medizinischen Personal führt zu Fehldiagnosen und aufgrund von Scharm suchen die Erkrankten oft gar nicht erst die medizinische Versorgung auf. 

Daher liegt das Hauptaugenmerk der Leprahilfe neben der Versorgung mit Lebensmittelkörben auf der Schulung von medizinischem Personal, um eine schnelle und korrekte Diagnose zu fördern und der Beschaffung von Orthesen sowie Prothesen. 

Informationen zur Lepra

Auszug aus dem Weihnachtsbrief 2024

Brasilien erlebte 2024 seine größte Hitzeperiode. Im Mato Grosso regnete es mehr als 5 Monate nicht mit Temperaturen bis zu 48°C. Schwere Brände im Pantanal und anderen Regionen brachten Rauch und Staub über die Städte. Die extreme Hitze, Trockenheit, Rauch und Staub überlastete die Krankenhäuser und peinigte die Bevölkerung. Städte mussten Wasser rationieren, Flüsse trockneten aus oder waren nicht mehr schiffbar wegen des niedrigen Wasserstandes. Landwirte klagten über Verluste. Für 2025 wird eine weitere Hitzewelle bis zu 50°C für Cuiaba und Region vorhergesagt. Im Süden Brasiliens im Bundesstaat Rio Grande do Sul, große Überschwemmungen mit Zerstörung auf Grund heftiger Regenfälle. 441 Städte oder 94% standen unter Wasser. Die Schäden gingen in die Milliarden. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt unter prekären Bedingungen. Obwohl die offizielle Arbeitslosenrate bei 7.1% liegt, haben 39% keinen festen Job. 50% der Kinder im Alter von 0 – 6 Jahren (10 Millionen) leben in Familien mit niedrigem Einkommen, mit monatlich R$ 700 oder Euro 110. Obwohl Kinderarbeit verboten ist, sind immer noch 1.7 Millionen Kinder betroffen. 33 Millionen haben keinen Wasseranschluss und 90 Millionen keine Abwasserversorgung. Drogen und Gewalt sind ein großes Problem. Im Jahre 2023 wurden 51.726 Menschen ermordet. Lepra und Tuberkulose sind immer noch ein öffentliches Gesundheitsproblem. Im Jahre 2023 wurden 19.219 neue Leprafälle in Brasilien und 4.700 Fälle im Mato Grosso registriert. Brasilien ist das 2.größte Lepraland nach Indien und der Mato Grosso hat die höchste Leprarate Brasiliens. 

Dank der vielen Spender konnten wir auch in diesem Jahr mehr als 15 Projekte unterstützen. Der Verein Koblenz-Brasilien – KoBra mit Sitz in Rondonopolis, verwaltet unsere Gelder. Als Gegenleistung bezahlen wir eine Sozialarbeiterin, die Hausbesuche bei Leprakranken macht und besonders arme Familien mit Nahrungsmittel versorgt. Kobra wurde vor 38 Jahren von Dr Hans-Josef Mürtz aus Kruft gegründet. In drei Zentren betreut KoBra Kinder, Heranwachsende, Jugendliche und deren Familien. Verschiedene Aktivitäten wie Kunsterziehung, Theater, pädagogische Betreuung, Choral, Capoeira, Vorträge und Orientierung sollen Armut bekämpfen und eine konstruktive Teilnahme an der Gesellschaft ermöglichen. Kobra organisierte 03 Lepravorträge in Armenvierteln die gut besucht waren und von mir gehalten wurden. Ein weiterer Vortrag wurde an der Universität in Rondonopolis für ca. 200 Gesundheitsagenten des städtischen Gesundheitsdienstes organisiert.  

In der Stadt Nova Olimpia, km 200 nordwestlich von Cuiaba, eine kleine arme Stadt umgeben von grossen Zuckerrohrplantagen, hielt ich auf Einladung der Stadt einen Lepravortrag für das Gesundheitspersonal. Ärzte, Krankenschwestern, Bürgermeister und Stadträte nahmen teil. Die Stadt hat eine hohe Leprarate. Die nahegelegene Zuckerrohrfabrik mit deren grossen Zuckerrohrplantagen ist der größte Arbeitgeber. Die Bevölkerung ist sehr arm, viele verdienen ihren Unterhalt als Gelegenheitsarbeiter oder Tagelöhner auf den umliegenden Farmen. 

Manfred Göbel
Cuiabá, im Dezember 2024